• Rina Kaikov (3.v.l.) umgeben von ihrer Familie

Rina Kaikov erhält Auszeichnung des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden

Das langjährige Vorstandsmitglied Rina Kaikov erhielt für ihren Einsatz für die jüdische Gemeinde am Mittwoch, den 25. September 2019 die Ehrenmedaille des Bundesverbandes Israelitischer Kultusgemeinden in Österreich. Hier lesen Sie die Laudatio, die Alexander Mikula zu diesem Anlass für sie gehalten hat.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Rina Kaikov,

ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie mir das Vertrauen schenken, heute diese Laudatio halten zu dürfen und danke auch meinen Vorrednern, die den heutigen Abend würdig eröffnet haben. Gleichzeitig muss ich auch den Oberrabbiner des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden, Prof. Paul Chaim Eisenberg entschuldigen, der heute bereits viele andere Verpflichtungen hat; Sie wissen, das neue Jahr steht bereits vor der Tür.

Wir treffen uns heute hier, um Rina Kaikov für ihre Verdienste für den Bundesverband der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs zu ehren. Ich werde heute hier erzählen, warum ich finde, dass Rina Kaikov ein sehr wichtiger Mensch ist, und ich bin mir sicher, dass Sie mir zustimmen werden. Vor ein paar Wochen hat sie mich gefragt, ob ich diese Rede halten möchte und ich habe ihr sofort zugesagt. Und dann habe ich mir auch gleich viele Gedanken gemacht, was ich über sie erzählen kann. Was kann man ganz genau über einen Menschen in dieser kurzen Zeit überhaupt sagen? Und dann habe ich mir sofort Sorgen gemacht, dass ich wichtige Punkte von Rinas Leben und ihrer Leistungen auslasse. Dann aber habe ich gedacht, ich hole mir Hilfe bei einer Person, bei der sie bisher viele Spuren hinterlassen hat, nämlich ihrer Tochter Sofia Chaja.

Sofia war eine wirkliche Stütze bei der Zusammenstellung der Rede und bekräftigte auch in unseren Gesprächen meine Vorstellung, die ich bereits von Rina hatte: sie ist eine starke Frau, die sich für andere Menschen einsetzt und aufopfert und ihr Bestes gibt, damit unsere Gemeinde ein besserer Ort wird. Geboren wurde Rina im Jahr 1960 in Baku, im heutigen Aserbaidschan, dann emigrierte sie mit ihrer Familie nach Israel, wo sie maturierte und ein Studium als Diplomkrankenschwester abschloss. Bald darauf hat sie ihre Jugendliebe Yona geheiratet und begonnen auf der Kinderstation eines Krankenhauses zu arbeiten.

Als sie noch frisch verheiratet war ist sie dann nach Wien übersiedelt, wo die Familie ihres Mannes bereits ansässig war. Auch hier in Wien war sie zu Beginn als Krankenschwester im Krankenhaus „Goldenes Kreuz“ tätig, bis sie schließlich begonnen hat ihren Mann in seiner Firma zu unterstützen. Seit über 25 Jahren engagiert sie sich nun innerhalb der Gemeinde und im Verein Bucharischer Juden Österreichs und setzt dabei auf ihren Schwerpunkt Frauenförderung. Sie hat auch immer ein offenes Ohr für Leute, die ihre Hilfe benötigen – ich kann das bezeugen, da ihr Handy pausenlos läutet. Ihr ist es einfach wichtig, dass es der Gemeinde gut geht und deswegen lebt sie den Gedanken an ihre Mitmenschen und bringt sich in vielen sozialen Bereichen ein. Ein Leben, das dem Sozialen, der Familie und dem Religiösen gewidmet ist.

Ihr Wahlspruch lautet: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, den sie auch unter Beweis gestellt hat, als sie ihren gelernten Beruf der Krankenschwester aufgegeben hat, um in den Betrieb ihres Mannes zu wechseln und ihn bei der Stärkung des Familienunternehmens zu untersützen. Die berufliche Transition von der Krankenschwester zur Geschäftspartnerin in einer komplett fremden Branche hat sie fabelhaft gemeistert. Sie musste zwar viele neue Sachen lernen, die das Geschäftsleben mit sich bringt, dafür konnte sie ihren geliebten Kindern viel mehr Zeit widmen, die wie ich ihre Tochter Sofia zitieren darf: „die akademischen Titel und deren Berufserfolge der Mama und dem Papa zu verdanken haben, was bedeutet, dass die Studienabschlüsse sowie Berufstitel eigentlich deren sind“.

Doch wer sind eigentlich die fünf Kinder, der Rina ihren Ingenieur, Bachelor-, Magister-/Master- und Doktor-Titel sowie die Berufungen des Immobilienmaklers, Unternehmers, Arztes, Management Consultants und Analysten in renommierten Unternehmen verdankt? Die Söhne Arie und Yaniv, sowie die drei Töchter Sofia, Sara und Rachel. Alle fünf Kinder haben einen beruflichen Werdegang vorzuweisen, den sie ihrer Mutter und ihrem Vater Yona, zu verdanken haben. Sofia sowie ihre Gechwister bezeichnen ihre Mutter als „Powerfrau“, „Eventmanagerin“, „Geschäftspartnerin“ und „Familienmensch“ – oder einfach kurz als eine „Multikaskerin“.

Vielleicht auch die Eigenschaft als „Multitaskerin“ hat sie dann in den Sozialbereich der IKG geführt. Sie ist anderen Frauen ein Vorbild, wie man Religion und moderne Welt, Familie und Berufsleben, sowie ehrenamtliche Tätigkeiten verbinden kann. Gerade das Ehrenamt wird heutzutage zu wenig gelobt. Denken Sie einmal nach, welche Leistungen nicht mehr da wären, gebe es die Freiwilligen nicht. Und die heutige Gesellschaft braucht mehr engagierte Mitmenschen. Rina hat erkannt, dass man dies der jungen Generation auf ihren Lebensweg mitgeben muss. Es ist leider nicht mehr selbstverständlich, dass die Jüngeren auf die Älteren oder die Kranken schauen. Gerade deswegen möchte ich an dieser Stelle ihr Engagement für die Organisation „Bikur Cholim“ ansprechen. „Bikur Cholim“ trägt dafür Sorge, dass kranke Gemeindemitglieder in Krankenhäuser besucht werden, dass ihnen Essen gebracht wird oder dass man sich auch ein bisschen um deren Angehörigen kümmert, damit der Krankenhausaufhalt kurzweilig ist.

Aber auch auf die Gesundheit muss geachtet werden, und so veranstaltet sie Programme nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist. Egal ob Joga- oder Turnstunden, Schiurim oder Gesangs- und Tanzabende; Rina Kaikov belebt mit ihrer Frauenorganisation „Banot haSchem“ die jüdische Gemeinde. Sie legt stets Wert darauf, dass diese Veranstaltungen für alle Teilnehmerinnen leistbar sind, und geht auch einmal die extra Meile, damit wirklich alle mit auf den Ausflug nach Bratislava oder sogar nach Marokko mitkommen können. Und wenn eine Dame in ihrer Frauenorganisation keinen Ehemann findet? Selbst dann ist Rina zur Stelle, ist sie doch eine Schadchanit – eine Matchmakerin mit ihrer Organisation „Mi‘Lev le’Lev“.

Wichtig für sie ist auch das Verständnis und der Umgang mit Jugendlichen. Das stellt sie nicht nur bei ihrem Engagement in der ZPC-Schule unter Beweis, sondern auch bei ihrer Nutzung der neuen Medien– auch wenn nicht immer alles funktioniert. Sie bleibt doch stets dran und setzt auf lebenslanges Lernen und die Weiterbildung. Wie viele bucharische Juden der ersten Generation in Österreich ist sie ein Aushängeschild für gelungene Integration: Sie ist stolze Österreicherin, ist sich aber auch ihrer Religion treu geblieben. Das Leben von Rina Kaikov hat bereits innerhalb so kurzer Zeit viele Spuren hinterlassen und ich bin mir sicher, dass es noch viele weitere werden. Nicht nur ihr Mann, ihre Kinder, Schwiegertöchter, Schwiegersöhne und Enkelkinder können sich glücklich schätzen, dass sie ein Teil ihres Lebens ist. Ich glaube wir alle können stolz sein, eine solch tolle Frau zu kennen, vor allem ich, der eine Laudatio auf sie halten durfte.

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